Über Rudolf Reist und seine «Ämmitaler Örgeli» berichtete 1974 ein Berner Musikant in einem Brief:
«Er scheute keine Mühe und keinen Weg, die seinen Vorstellungen am besten entsprechenden Stimmen einzukaufen. Die runden Knöpfe lässt er sich aus Porzellan nach eigenen Angaben herstellen. Seine aus Tonhölzern sorgsam geschreinerten, teils mit Filets aus Nussbaum-Furnier versehenen zwei- und dreichörigen Modelle werden von manchen Örgelern allen anderen Fabrikaten vorgezogen. Sie sehen auch hübscher aus, wenn Reist zum Beispiel ganz auf die Verwendung von Zelluloid verzichtet.»
Reist kam am 21. September 1926 inmitten des Emmentals, in Sumiswald, zur Welt.Vom Schwyzerörgeli ging für ihn seit jeher eine starke Faszination aus. Deshalb zerlegte er schon als Drittklässler sein erstes, von seinem Bruder für vier Franken (!) erstandene Örgeli, eine sechsbässige diatonische «Eichhorn», und studierte sein Innenleben. Obwohl er nie Unterricht hatte, wurde er bald zu einem guten Spieler und musizierte auf seiner «Salvisberg». In Wasen lernte er Gottfried Strahm kennen. Von ihm erhielt er die ersten Örgeli zum Stimmen. Dazu diente ihm am Anfang nur eine Stimmgabel und sein Gehör. Da er über technische Kenntnisse verfügte konstruierte er ein Stimmgerät sowie eine Fräse, eine Bandsäge und eine Hobelmaschine. Diese Geräte erleichterten ihm den Einstieg in den Schwyzerörgelibau. 1960 erwarb er in Wasen das Chalet «Sunneschyn», wo bis 2005 die «Ämmitaler Örgeli» entstanden. Die Zahl der Instrumente, die jährlich fertiggestellt wurden wuchs rasch von 35 im ersten Jahr auf 70 und später sogar auf 250. Dieser Aufschwung kam nur dank des grösseren Mitarbeiterstabes und einer Umstrukturierung des Betriebes zu Stande. 1974 trat Fritz Reist ins Geschäft seines Vaters, 1979 war Peter Wisler hinzugekommen, 1984 dann sein jüngster Sohn Hansruedi Reist. Viele Erfahrungen konnte er der nächsten Generation weitervermitteln. Etwa, dass Massivholz die Tonqualität hebt, Ahorn dem Fichtenholz vorzuziehen ist (weil sich dieses unter Umständen spalten kann), eine Mechanik aus Metall einen kräftigeren Ton ergibt (dieser aber durch einen solchen aus Holz einen vornehmeren Ausdruck erhält) und vieles andere mehr.
Auf 1. Oktober 1987 übergab er das Geschäft
den Nachfolgern Fritz Reist und Peter Wisler. Fritz führte bis 1997 zusammen mit
Peter das Geschäft. Eine wesentliche Bedeutung hatte für diese Firma auch der
Handel mit Occasionsörgeli.
Die Firma Ämmitaler Örgeli gehört seit dem ersten Januar 2018 Hans Ulrich Wermuth, und läuft neu unter dem Namen «Aemmitaler-Oergeli Manufaktur».
Quelle: Schwyzerörgeli Geschichte – Instrumentenbau – Spielpraxis ISBN 978-3-906200-23-1 oder bei uns erhältlich!